Kann es einen gerechten Krieg geben?

Mir ist bewusst, das diese Thematik sehr heikel ist und ich erhoffe mir dennoch von den Usern, die hierzu posten, mehr als einen Satz wie „Krieg ist ungerecht“ oder „Es gibt keinen fairen Krieg“ zum Thema.

Ich werde erst mal mit 6 Kriterien anfangen, die heutzutage für einen „gerechten Krieg“ gelten; dabei habe ich mich streng an eine Argumentationslinie gehalten:

  1. Der gerechte Grund

Der erste und wichtigste Grund, den ein Land beachten muss, um einen Krieg führen zu dürfen, ist der „gerechte Grund“. Beispiel: Land X hat herausgefunden, das Land Y, ABC-Waffen (Atom-, Bio-, Chemiewaffen) besitzt und will dieses Land nun in einen Krieg verwickeln, damit es die ABC-Waffen nicht einsetzen kann. Land X hat somit einen gerechten Grund.

  1. Die ehrliche Absicht

Das bedeutet, das ein Land eine ehrliche Absicht haben muss, um einen Krieg anzufangen. Sagt Land X zum Beispiel, „Wir wollen die Bevölkerung vom Joch des Diktators Z befreien“ und meinen sie es auch so (ohne Hintergedanken), dann haben sie eine ehrliche Absicht. Hat Land X allerdings einen Hintergedanken wie etwa „Wir wollen die Ölreserven des Landes Y haben“, dann zählt dies logischerweise nicht als ehrliche Absicht.

  1. Die Verhältnismäßigkeit

Bei der Verhältnismäßigkeit muss man bedenken, was man als Land, das Krieg führen will, im Gebiet, das man bekriegt, auslöst. Löst man durch die Bekriegung eines Landes nur wegen eines Menschen eine Katastrophe aus? Wen bekriegt man eher: Einen menschenverachtenden Diktator oder einen Führer, der aufgrund von Atomwaffen eine Bedrohung für die ganze Welt darstellt? Solche Fragen werden in diesem Kriterium erörtert.

  1. Die bevollmächtigte Instanz

Das ist die Instanz, die einen Krieg „genehmigt“. Der Weltsicherheitsrat ist diese Instanz. Er entscheidet, wenn kein wirklicher Grund für einen Krieg besteht.

  1. Ultima Ratio - Das letzte Mittel

Ein Kireg muss „Ultima Ratio“ (vom Lateinischen) sein, also das letzte Mittel, das einem Land zur Verfügung steht, um ein „Übel“ zu beseitigen. Krieg kann und darf also nur dann werwendet werden, wenn alle diplomatischen, bürokratischen und moralischen Mittel ausgereizt wurden und mit ihnen kein Erfolg mehr in Sicht ist.

  1. Die Einhaltung des internationalen Völkerrechts

Letztendlich das Kriterium, das für Viele als das Wichtigste gilt: Das Internationale Völkerrecht muss eingehalten werden.
Dazu zählen folgende Verbote:

  • Zivile Einrichtungen (wie z.B. Krankenhäuser) dürfen nicht beschossen werden
  • Wohnungen dürfen nicht bombardiert werden
  • Nicht-Kombattanten (z.B. Zivilisten, Ärzte) dürfen nicht beschossen werden
    Hält man diese Kriterien nicht ein, zählt das als Kriegsverbrechen.

Nun werde ich versuchen, diese Kriterien im Hinblick auf das wohl aktuellste Beispiel, den Krieg Amerikas im Irak, zu analysieren und eine Art „Fazit“ zu erstellen, ob dieser Krieg gerechtfertigt ist.

  1. Ein gerechter Grund war hier nicht gegeben. Die USA haben auf Verdacht hin gehandelt, ohne einen stichhaltigen Beweis zu haben. Der einzige gerechte Grund und somit Amerikas ultimative Rechtfertigung für diesen Krieg ist jedoch die Tatsache, das Amerika militärisch angegriffen wurde. ‚Wie das?‘ werden sich viele fragen. Nun, das Attentat vom 11. September 2001 ist der Grund dafür, denn er wird von unserer Gesellschaft als „militärischer Schlag gegen die USA“ definiert, und zwar deswegen, weil dieser Angriff tatktisch geplant war und dafür ausgebildete Menschen verwendet wurden.

  2. Die ehrliche Absicht Amerikas, die ABC-Waffen zu beseitigen und das Volk vom Diktator Saddam zu befreien, war hier zwar anfangs gegeben, entpuppte sich jedoch später als Wunsch Amerikas, ein weltweit agierendes US-Imperium auf die Beine zu stellen. Der Regimewechsel wurde auch erst später hinzugedichtet, sodass man von keiner ehrlichen Absicht sprechen kann.

  3. Mit der Verhälnismäßigkeit ist es eindeutig: Die USA löste im Irak eine humanitäre Katastrophe aus, die heute noch ihresgleichen sucht. Für die angestrebte Beseitigung des Diktators ist dies zuviel.

  4. Der Weltsicherheitsrat war gegen einen Krieg, USA haben es trotzdem durchgeführt, also ist von einer „Genehmigung“ nicht zu sprechen.

  5. Amerika hat lange noch nicht alle möglichen Mittel eingesetzt, um Saddam zum Abdanken zu bewegen. Die Verhandlungen haben Monate gedauert, obwohl sie eigentlich Jahre hätten dauern müssen.

  6. Das Völkerrecht wurde nicht eingehalten, da

  • Wohnungen bombardiert wurden
  • Zivilisten erschossen wurden
  • Zivile Einrichtungen beschossen wurden
  • uvm.

Und nun zu meiner Meinung, dem Abschluss meiner ganzen Argumentation.

Ich bin der allgemeinen Ansicht, das es keinen gerechten Krieg geben kann. „Gerecht“, ist für mich ein subjektiver Begriff, der leider nur allzu gerne von diversen Machtmonopolen ausgenutzt und verändert wird, je nach Interesse und Sicht der Dinge.

Selbst wenn ein Land versucht, einen gerechten Krieg zu führen, so gibt es doch immer und immer wieder Einzelfälle, die das verhindern, beispielsweise, wenn Soldaten eigenmächtig handeln und Zivilisten erschießen, weil sie sich bedroht fühlen.

Krieg ist pervers, menschenverachtend, zerstörerisch und das Schlimmste, was Menschen tun können.

Man muss bedenken, das es immer 2 Verlierer gibt. Der Sieger ist nicht gleich Sieger, nur weil er einen krieg gewonnen ht. Auch er hat Verluste, denn es wurden sehr viele eigene Soldaten getötet, die eigene Infrastruktur beschädigt, usw.

Ich hasse Länder, die Krieg führen, selbst wenn es ein Verteidigungskrieg ist, denn auch in einem solchen Falle macht sich ein Land schuldig. Besser wäre es, gleich aufzugeben. Das erspart Leid und Kummer. Nicht nur dem angreifenden, auch dem sich verteigenden Land. So müsste es theoretisch keinen Krieg geben… eine Utopie, leider. Und es wird auch immer eine bleiben.

Letztendlich stelle ich mir immer wieder die Frage: Wie wird ein gerechter Krieg in zehn Jahren (oder mehr) definiert? Was hat sich geändert, was ist gleich geblieben? Eine Frage, die sich sehr bald lösen wird…

Ps: Viele Informationen habe ich durch Zeitschriften, Internet und Sonstigem. Das waren aber zu viele Informationen, weswegen ich keine einzelne Quellen aufgezählt habe. Gesagt sei zumindestens, das ich diesen ganzen Text mit meinen EIGENEN Worten geschrieben habe. Wer ihn kopieren will und ihn in anderen Foren posten will, sagt mir das bitte per PN.

Der erste und wichtigste Grund, den ein Land beachten muss, um einen Krieg führen zu dürfen, ist der „gerechte Grund“. Beispiel: Land X hat herausgefunden, das Land Y, ABC-Waffen (Atom-, Bio-, Chemiewaffen) besitzt und will dieses Land nun in einen Krieg verwickeln, damit es die ABC-Waffen nicht einsetzen kann. Land X hat somit einen gerechten Grund.

Land X, also die Schweiz, weiss, dass Land Y, also die USA, ABC-Waffen entwickeln und besitzen. Wäre es deshalb gerecht, die USA deswegen anzugreifen? Nein. Nur weil ein Land im Besitz von den genannten Waffen ist, ist das meiner Meinung nach noch lange kein Grund, ein Land anzugreifen.

  1. Ein gerechter Grund war hier nicht gegeben. Die USA haben auf Verdacht hin gehandelt, ohne einen stichhaltigen Beweis zu haben. Der einzige gerechte Grund und somit Amerikas ultimative Rechtfertigung für diesen Krieg ist jedoch die Tatsache, das Amerika militärisch angegriffen wurde. ‚Wie das?‘ werden sich viele fragen. Nun, das Attentat vom 11. September 2001 ist der Grund dafür, denn er wird von unserer Gesellschaft als „militärischer Schlag gegen die USA“ definiert, und zwar deswegen, weil dieser Angriff tatktisch geplant war und dafür ausgebildete Menschen verwendet wurden.

Du vergisst, dass die Amerikaner nicht vom Irak und auch nicht von dessen Terrorgruppe angegriffen wurde.

Ansonsten hast du das alles sehr gut zusammengefasst und es gibt nicht viel zu ergänzen. Von meiner Seite her auf jeden nicht.

Original von Indrid Cold

[QUOTE] 1) Ein gerechter Grund war hier nicht gegeben. Die USA haben auf Verdacht hin gehandelt, ohne einen stichhaltigen Beweis zu haben. Der einzige gerechte Grund und somit Amerikas ultimative Rechtfertigung für diesen Krieg ist jedoch die Tatsache, das Amerika militärisch angegriffen wurde. ‚Wie das?‘ werden sich viele fragen. Nun, das Attentat vom 11. September 2001 ist der Grund dafür, denn er wird von unserer Gesellschaft als „militärischer Schlag gegen die USA“ definiert, und zwar deswegen, weil dieser Angriff tatktisch geplant war und dafür ausgebildete Menschen verwendet wurden.

Du vergisst, dass die Amerikaner nicht vom Irak und auch nicht von dessen Terrorgruppe angegriffen wurde.
[/quote]

Was noch hinzukommt ist folgendes: Es war eben KEIN militärischer Schlag gegen die USA. Militärische Aktionen werden von Ländern bzw. Regierungen ausgeführt denen die Streitmacht des Landes untersteht. Wenn nun allerdings eine Gruppe von wenigen Personen, ohne direkte Verbindung zur Regierung einen Anschlag wie den des 11.09 ausführt, ist das per Definition keine militärische Aktion. Dementsprechend sollte auch mit keinem Militärschlag gegen ein Land geantwortet werden.

Mit der Verhälnismäßigkeit ist es eindeutig: Die USA löste im Irak eine humanitäre Katastrophe aus, die heute noch ihresgleichen sucht. Für die angestrebte Beseitigung des Diktators ist dies zuviel.

Leider ist das bei jedem Krieg der Fall. Minen und Blindgänger zum Beispiel machen ganze Landstriche auf Jahrzehnte hinnaus unbewohnbar…

Land X, also die Schweiz, weiss, dass Land Y, also die USA, ABC-Waffen entwickeln und besitzen. Wäre es deshalb gerecht, die USA deswegen anzugreifen? Nein. Nur weil ein Land im Besitz von den genannten Waffen ist, ist das meiner Meinung nach noch lange kein Grund, ein Land anzugreifen.

Ich denke, das war nur ein unglückliches Beispiel von ihm. Der Sinn dahinter ist aber imho offensichtlich.

Die Lehre des „gerechten Kriegs“ geht stark auf Augustinus zurück und für mich gibt es einen „gerechten“ Krieg - Ja !

Aber man muss sich diesem Begriff aus einer anderen Sichtweise nähren- es wird immer Krieg geben, solang es auch nur unter Millionen Menschen einen gibt der Hass schürt.

Diesen unvermeidlichen Bestandteil menschlichem Daseins sollte man dann zumindest - wenn man ihn schon führen muss - wenigstens unter gewissen fairen, humanen Regeln führen, unter „gerechten“ Grundlagen.

Das dies mit unserem eigentl. Gerechtigkeitsverständniss nicht übereinstimmt mag sein, aber in der Situation ist es der passende Begriff,…

Edit: Ob sich dann daran gehalten wird, ist ein anderes Thema :wink: