Anfangs Jahr wurde ein Beitrag eröffnet, in dem jeder seine Filme aufgelistet hatte, die er in diesem Jahr unbedingt ansehen wollte. Ich auch. Aber es waren zum Teil Filme dabei, die ich nicht gesehen habe (z. B. Team America oder Seed of Chucky). Aber andererseits waren Filme dabei, von denen ich Anfang Jahr noch nichts wusste. Und ich wette, in der zweiten Jahreshälfte wird es nochmals Filme geben, die ich mir anschauen werde, dies aber nicht im Voraus weiss.
Da nun mit dem Monat Juni schon die Hälfte des Jahres um ist, kann jeder hier sein Fazit und eine kurze Rückblende verfasse, welche Filme ihr gesehen habt. Es sollten Filme sein, die im Kino gekommen sind (keine DVD-Veröffentlichungen usw.).
Chronologische Liste aller Filme, die ich bisher gesehen habe (ich hoffe, ich habe keinen vergessen):
- Alexander: Der Film sollte etwas ganz tolles werden, doch das ist misslungen. Ich habe zu Alexander in meinem Alexander-Beitrag nie eine Meinung abgegeben, da ich keine Doppelpost machen wollte. So gut die Vorschau auch war, der Film war auf jeden Fall schlechter. Stone wollte dem Film etwas Eigenes geben, etwas Spezielles aus Alexander machen, doch das ist leider schief gegangen. Filme wie z. B. Troja, die mehr auf Action ausgelegt sind, konnten die Zuschauer mehr begeistern. Es gibt zwar anfangs einige gute Schlachtszenen, doch die nachstehende Reise gen Osten und immer wieder neu eroberte Gebiete, Meuterei oder irgendwelche Ängste von Alexander bezüglich seiner Mutter machen alles nicht besser. In den USA ist der Film sicherlich nochmals schlechter beurteilt worden, weil Alexander als bisexuell dargestellt wird. Aber Sex mit ihm wird nur mit einer asiatischen Frau gezeigt (eine Afghanin). Die Szene ist gut gemacht, man sieht mehr als in gewöhnlichen solchen Szenen (gigantische Brüste). Im TV oder auf DVD würde der Film vermutlich noch schlechter ankommen, weil im Kino immerhin die Kampfszenen überzeugen können (z. B. gegen die Elefanten in Indien kurz vor Ende des Filmes). Brutal ist er nicht sonderlich, so ähnlich wie Troja oder Gladiator. Schauspielerisch ist der Film gar nicht so schlecht, aber wenn Alexander am Ende gestorben wäre (im Kampf), hätte das wohl keinen der Zuschauer berührt. 6/10.
- House of the Flying Daggers: Ich kenne zwar die beiden ähnlichen Filme Hero und vor allem Tiger and Dragon (mit denselben Figuren, hat aber geschichtlich nichts mit diesem Titel zu tun) nicht, aber mir hat der Trailer und die Bilder des Filmes sehr gefallen. So viele schöne Asiatinnen in einem Film, was will man mehr? Scherz beiseite: Der Film ist sehr gut. Er ist auf jeden Fall weniger berühmt als Filme wie z. B. der vorherige Alexander. Es gibt viel Action, sehr gute Kämpfe, einige lustige Szenen, wunderschöne Landschaften und klangvolle schöne Melodien. Die Darsteller sind gut, sehen gut aus, beweisen Talent. Am Ende gibt es sogar einige Überraschungen, und ob sie sterben oder überleben wird offen gelassen. Ein sehr toller Film, der im Kino einfach toll war. 9/10.
- Saw: Die Vorfreude hier drauf war natürlich dank Fleks Beitrag sehr gross. Auch die Kommentare waren sehr zuversichtlich, ebenso Szenen und die Trailer. Bei diesem Film ist es wirklich besser, das Ende nicht zu kennen. Sehr brutal ist der Film meiner Meinung nach nicht, nicht mal in der längeren Directors Cut Version. Spannend ist er eigentlich auch nicht (im Sinne von „man hat Angst und erschreckt sich“). Es gibt zwar, vor allem wenn man das geniale Ende betrachtet, einige unlogische Dinge in der Story, aber das schadet dem Film in keiner Weise. Gestört hat mich nichts, Darsteller und Sounds sowie Ideen waren gut, die Geschichte mal was anderes. Aber: Schon beim zweiten Mal anschauen kommt schnell Langeweile auf, weil man alles schon kennt. Der Film ist sehr gut, kommt aber längst nicht an Sieben ran, mit dem er mehr als einmal verglichen wurde. Sieben bietet bessere Darsteller und wird auch beim zweiten Mal anschauen nicht langweilig. Aber wie bei House of Flying Daggers habe ich auch hier die Kosten für die Kinokarte nicht bereut. 8/10.
- Hotel Rwanda: Die bisherigen Filme dienten der Unterhaltung. Alexander sollte zwar mehr werden, hat das aber nicht geschafft, und ist dadurch schlechter geworden, als andere Unterhaltungsfilme. Das ist bei diesem Film anderes. Keine grosse Aktionen in der Werbung, kein speziell guter Trailer. Mir fiel der Film erst in der Zeitung auf. Und der Film ist einfach grandios. Nicht schön, aber einfach toll. Die Sounds sind klasse, der afrikanische Style und die Gegenden wurden gut eingegangen (z. T. schöne schwarze Darstellerinnen, sei es auch nur mal im Hintergrund oder in einer Nebenrolle). Ausserdem handelt es sich um ein ernstes Thema (Ungefähr eine Million Menschen – Männer, Frauen, Kinder – werden abgeschlachtet, die Welt schaut einfach zu, also so wie in Darfur im Sudan heute). Eine der Völkergruppen bewaffnet sich mit Macheten und metzelt die andere nieder. Unterschiede zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen (z. B. im Aussehen, im Glauben, in der Sprache) gibt es keine. Der Film zeigt einen Mann, der Familie hat, und ein Hotel betreibt. Dieses Hotel wird für ihn und zahlreiche Flüchtlinge der bedrohten Bevölkerungsgruppe zum Schutz, doch wie lange können sie noch auf ausländische Hilfe hoffen? Wie lange dauert es, bis die Milizen das Hotel stürmen? Der Film ist gut, die Leistungen der Darsteller wunderbar. Extrem brutale Szenen mit Blutvergiessen werden einem nicht gezeigt, aber der Film trifft den Zuschauer trotzdem mitten in der Magengrube. Herumliegende Leichen, wie Vieh gehaltene nackte Frauen und das Wissen, dass das echt passiert ist, macht aus dem Film keinen Unterhaltungsfilm, aber dafür einen sehr guten und traurigen sowie sehr schockierenden Film, dessen Inhalt man kennen und nicht vergessen sollte. Schon nachdem ersten Anschauen war für mich klar, dass die DVD gekauft werden wird. Trotz der nicht allzu grossen Berühmtheit, stellte der Film für einige den Film der Berlinale dar. 10/10.
- Blade Trinity: Nun ja, schon im Voraus war klar, dieser Film dient nur der Unterhaltung. Schon vorher war für mich persönlich klar, dieser Film wird der schlechteste der drei Blade-Filme, und ich sollte Recht haben. Blade bot gute Action, war düster, war ernst. Es gab tolle Darsteller (neben Blade der Gegner Deacon Frost, der deutsche Schauspieler Udo Kier als Mitglied vom Vampirrat, die schwarze Ärztin usw.). Schon Teil 2 fand ich schlechter. Die Wiederauferstehung seines treuen Dieners war einfach nur Schwachsinn (der Suizid in Teil 1 nach der Attacke von Frost konnte deutlicher nicht sein). Es fehlte ein echter Bösewicht mit Charisma. Der Film war etwas düsterer, aber nicht mehr so geil wie Teil 1. Und nun Teil 3? Es gibt Filmfehler, die mit Teil 1 nicht aufgehen, es existiert plötzlich eine sehr dämliche und schwache Vampir-Jäger-Truppe, die dann auch per Zufall erst nach dem Tod von Blades Helfer auftaucht, der endlich seinen Abgang findet. Dieser hat überraschenderweise auch eine Tochter, erzählte er doch im ersten Film, wie alle von seiner Familie umgebracht wurden. Es gibt zwar einige Action-Szenen, aber die sind lange nicht so gut wie in Teil eins und zwei. Blade ist nicht mehr der Inbegriff für etwas, vor dem sich Vampire fürchten. Der Bösewicht ist ein Witz, keine Bedrohung und viel zu schnell besiegt. Dracula? Ich stellte mir darunter etwas anderes vor… Das Blade vom FBI gesucht wird, ist eine total lächerliche Story-Idee. Die Vampir-Lady und die anderen Bösewichte: Alles Figuren ohne Tiefe und ohne Style. Ebenso wie die Typen von Blades Helfern. Der eine Typ würde wohl sogar noch Witze machen, wenn die Vampire das kleine Mädchen, das sie als Geisel genommen haben, vor seinen Augen vergewaltigen würden. Der Film war schwach, kein Kauf auf DVD Wert, im TV müsste ich auch nicht unbedingt einschalten. Aber als Unterhaltung ganz nett, aber nicht mehr. 6/10.
- Nobody Knows: Mal wieder ein japanischer Film. Aber darin kommen weder die japanische Mafia, noch irgendwelche Rächer oder sonstige Spinner vor. Der Film bringt auch keine Gewalt mit sich, aber dennoch kann man die Geschichte als sehr kurios bezeichnen. Überschüttet mit irgendwelchen Preisen (der 12-jährige Hauptdarsteller bekam den Preis in Cannes, die männlichen Kollegen von Hollywood mussten alle ohne Trophäe nach Hause gehen) handelt es sich bei Nobody Knows um eine echte Geschichte, die sich wirklich in Tokio zugetragen hat. Die Details und die Figuren allerdings sind fiktiv. Es geht um eine zu junge Mutter, die als Hure arbeitet, und vier Kinder hat. Alle haben einen anderen Vater, sie haben ihre Väter nie kennen gelernt. Von den vier Kindern darf sich aber nur der 12-jährige Junge der Öffentlichkeit zeigen (also einkaufen gehen, auf dem Balkon stehen, die Post holen gehen usw.), das etwa gleich alte Mädchen, das kleine 4-järhige Mädchen und der Jüngling dürfen nicht raus. Niemand darf wissen, dass sie existieren. Der Vermieter würde die Familie sonst raus werfen. Während die Mutter tagsüber bis spät in die Nacht ihren “Geschäften“ nachgeht, bleiben alle Kinder drinnen, und erledigen den Abwasch, die Wäsche oder sie unterhalten sich. Als die Mutter aber verschwindet, sind die Kinder auf sich allein gestellt, und beginnen die Welt ausserhalb ihrer Wohnung zu entdecken. Der Film ist sehr gut, berühmt aber nicht. Wenn ich in der Schule oder in diversen Foren nach dem Film fragen würde, niemand könnte sich dazu äussern. Der Film ist gut gemacht, eine solche Geschichte sieht man nicht in jedem Film. Die jungen Darsteller machen ihre Arbeit sehr gut, es ist für Japan-Fans sehr interessant diesen Film anzusehen. Japanische Schulbücher, Geschäfte, Produkte bzw. dass japanische Alltags-Leben wird sehr schön gezeigt. Auch dieser Film ist meiner Meinung nach nicht unbedingt ein Unterhaltungsfilm, sondern geht eher in die Richtung von Hotel Rwanda. Das Ende des Filmes ist zudem auch recht traurig, und man hätte sich mehr Hintergrundinformationen zum echten Fall gewünscht (z. B. in Form einer Textzeile vor dem Abspann). Werde mir den Film auf jeden Fall als DVD zu legen. Unbedingt in Original-Sprache ansehen! 9/10.
- Hide and Seek: Das Thema ist sehr interessant, aber kam auch schon in ähnlicher oder selber Weise sehr oft in verschiedenen Filmen vor. Im Voraus kann ich sagen, dass der Film kein Meisterwerk war, sondern einfach nur gut zum Anschauen. Die Kritiker hatten mit ihren Argumenten (Story zu oft gesehen, für Experten zu vorhersehbar, nicht perfekte darstellerische Leistungen) ganz bestimmt Recht. Nach dem vermeidlich selbst gewählten Ableben der Mutter zieht der Ehegatte (Robert DeNiro als Psychiater) mit seiner Tochter (wenn ich mich nicht irre handelt es sich dabei um den neuen Kinderstar Dakota Fanning, die einen MTV-Award für diese Rolle gewonnen hat, und ausserdem in War of the Worlds sowie in Spielbergs Serie Taken mitspielt) aufs Land. Die Bedeutung, dass die Psychiater meistens selber gestört im Kopf sind, gewinnt hier eine ganz neue Bedeutung. Aber wisst ihr was? Ich war am Ende überrascht. Ich habe es nicht vorgeahnt. Wer den Trailer sieht, denkt gleich an irgendwas Übernatürliches. Aber schon nach der Hälfte im Film (es hat einige spannende Szenen, es gibt einige Erschreck-Momente und ab und zu auch was zum Lachen) hatte ich mir eine Theorie aufgestellt: Der Mann der Nachbarin ist ein Kinderschänder, der seinen eigenen Sohn getötet hat. Und dessen Geist ist der unheimliche Freund des kleinen Mädchens. Wenn das nicht stimmen sollte, so dachte ich mir, dann ist es entweder der Polizist (der ungefähr tausendmal mit überstrahlendem Lächeln dem Mädchen sagt, wie hübsch sie doch ist) oder der Typ, der ihnen das Haus gibt und spät abends noch Schlüssel vorbeibringen möchte. Der Abgang der neuen weiblichen Bekannten des Psychiaters ist genial gemacht! Aber nachdem Ende kam mir eine Szene von der Serie South Park in den Sinn. Der Lehrer sagt bezüglich des Filmes Kontakt (oder Contact): „Da wartet man die ganze Zeit über auf die Aliens und am Ende ist’s ihr scheiss Vater“. Das kann man für diesen Film auch brauchen, und zwar: „Da wartet man die ganze Zeit über auf das Übernatürliche, und am Ende ist’s ihr scheiss Vater.“ Dennoch hat mir der Film Spass gemacht. Er dient zur Unterhaltung, er war nur normaler Durchschnitt, aber für mir hat er besser gefallen als Filme wie Blade Trinity oder Alexander. 7/10.
- Dany the Dog (Unleashed): Mal wieder gute und echte Action aus Europa. Keine Seilkampf-Stunts, keine grossen Computeranimationen, keine typischen Ami-Film-Elemente, keine Musiker, Rapper oder sonstige Fehlschritte. Jet Li mal wieder in einem guten Film wie z. B. Kiss of the Dragon. Wer The Transporter (der Trailer zu Teil 2 lässt schlimmes erahnen) gesehen und lieben gelernt hat, weiss was ich meine. Ich habe den Film nicht im Kino gesehen (er kam wie Team America oder Seed of Chucky hier in Bern nicht in den Kinos), sondern auf anderem Weg. Überraschenderweise auch noch in einer längern Version als die deutsche, auch wenn es sich nur um Gerede handelt. Die Kämpfe sind toll, es gibt wieder eine Art Endkampf (auch wenn mir der Endkampf gegen die zwei blonden Stockholmer-Typen in Kiss of the Dragon besser gefallen hat) gegen den Typ mit den weissen weiten Kleidern. Sounds/Charaktere sind mir aber bei Kiss of the Dragon besser in Erinnerung geblieben. Dany the Dog bietet dafür auch mal mehr geschichtliche Elemente, und die Story an sich ist doch mal wirklich was einfallreiches und neues. Danys Vergangenheit, die zu Ende des Filmes bekannt wird, und was mit der wirklich bezaubernden Mutter von Dany passiert, würzt den Film auch noch mit einigen Emotionen. Jet Li spielt auch die Szenen, in denen er nicht kämpfen muss, sehr hervorragend. Amüsanter Inhalt gab es auch zu genüge. Für jeden Action-Fan ein Muss! 8/10.
- Star Wars Episode 3: The Revenge of the Sith: Der erste grosse Blockbuster, welchen ich mir angeschaut habe. Dabei handelt es sich auch um den bisher einzigen Film in diesem Jahr, zu dem ich auch immer wieder neue Bilder und jeden neuen TV-Spot in den entsprechen Beitrag geworfen habe. Nun ja, zur Story muss ich wohl nicht mehr viel sagen, da wohl fast jeder hier den Film gesehen hat. Gewiss, er kommt nicht an die alte Trilogie ran. Um es hier nochmals zusammenzufassen: Die neue Trilogie (also Episode 1 und Episode 2) kamen bei den Fans sehr schlecht an. Effektüberladen, keine grosse Story, keine grossen darstellerischen Leistungen, kein Charme, kein Witz. Teil 1 war schon fast ein Kinderfilm (junger Anakin, Jar Jar Binks), in Teil 2 hat man Anakin nicht richtig abgekauft, dass er wütend war (nachdem Tod seiner Muter), und es gab zu viel Love-Story-Gequatsche. Doch Revenge of the Sith ist in dieser Beziehung anders. Er ist zwar lange nicht so gut wie die alten drei Filme, aber deutlich besser als die beiden vorherigen Episoden. Es wurde oft gesagt, dass es sich hierbei um eine gute und würdige Abschluss-Folge der ganzen Reihe handelt, und da kann ich nur zustimmen. Mir hat der Film sehr gefallen, war schön, endlich alles zu sehen. Vader, der Imperator, die Tötung der Jedis, der Bau des Todessterns, der junge General des Todessterns, gute Action, etwas mehr Leistung der Darsteller und ein gutes Ende mit dem altbekannten schönen Sound (auf dem Wüstenplaneten) sind die Elemente, die den Film so gut machen. Nicht umsonst haben wohl viele den Film zweimal angeschaut (ich nicht). Eine gute Verknüpfung zur alten Trilogie, auch wenn es einen Filmfehler gibt (vielleicht noch mehr). Im Gegensatz zu Filmen wie z. B. Hotel Rwanda oder Nobody Knows läuft dieser Film sicherlich eine sehr lange Zeit in den Kinos. Pure Unterhaltung, was will man mehr? 10/10.
- The Woodsman: Kevin Bacon ist ein toller Schauspieler. In Interviews bezüglich dieses Filmes sagte er, dass er fast jede Rolle spielen würde. Warum sollte man es einem Schauspieler denn auch übel nehmen, wenn er einen Pädophilen verkörpert? Da ist doch meiner Meinung nichts dabei (siehe Stanley Kubricks Lolita und dessen Remake). Der Zuschauer erfährt erst Recht spät, warum die Hauptfigur zwölf Jahre lang im Knast gesessen ist, aber meiner Meinung nach wusste sowieso jeder, der im Kinosaal sass, dass er kleine Mädchen belästigt hatte (es hat sich sowieso jeder vorher über den Film informiert). Der Film ist ein sehr guter und bewegender Film, zeigt die schwere Wiedereingliederung eines solchen kranken Menschen in die Gesellschaft, und ebenso die vielen Vorurteile oder das Misstrauen von den Menschen gegenüber einer solchen Person. Walter arbeitet in einem Sägewerk, kommt pünktlich zur Arbeit, macht keine Probleme, steht nicht im Mittelpunkt. Die nuttige, schwarze Sekretärin aber forscht im Internet nach und hängt Polizei-Daten von Walter an seinen Spind. Die anderen wissen nun, dass er ein Kinderschänder ist, somit wird er bei der Arbeit fertig gemacht. Aber nicht nur dort. Er wird auch immer wieder von einem Polizisten besucht, der den Kinderschänder hasst und ihn am liebsten wieder in den Knast werfen würde. Walter ist zwar aus dem Gefängnis draussen, wird aber angeblich regelmässig kontrolliert. Seine Besuche beim Psychiater sind gut anzusehen, und dennoch findet er eine Person, besser gesagt eine Frau, die ihn trotz der Straftat akzeptiert, und die zu ihm hält. Verkörpert wird sie von Kevin Bacons Frau, und wie schon bei Alexander sieht man bei den Sex-Szenen mehr als üblich. Man geht halt nicht immer so prüde damit um, wie z. B. in den Bond-Filmen. Kevin Bacon brilliert natürlich in dieser Rolle. Er würde wohl in jeder Rolle brillieren. Auch die anderen Darsteller, und wie alles gezeigt wird, ist einfach toll. Der Film behandelt ein ernstes Thema, Witze gibt es keine, oder nur sehr wenige. Der Film wurde übrigens von Lee Daniels produziert (auch Monsters Ball mit einer verdammt freizügigen Halle Berry). Dem Pädophilen Walter fällt auf, er wurde von der Polizei direkt gegenüber einer Grundschule einquartiert (meiner Meinung nach unlogisch), dass sich ein pädophiler Mann jeden Tag die Mühe mach, kleine Jungen in sein Auto zu locken. Am Ende gelingt es ihm auch. Walter, der zwischenzeitlich mehrmals vom Polizisten besucht wird, hat so seine eigene Probleme: In einem Kaufhaus läuft er pubertierenden Mädchen in kurzen Röcken und kleinen Brüsten nach, im Waldpark fragt er ein 12-järhiges Mädchen, ob sie ihm auf den Schoss hocken möchte. Doch als sie andeutet, von ihrem Vater missbraucht worden zu sein, lässt Walter diese Chance entgehen, immerhin möchte er wieder ein normales Leben führen und sich ändern. Auf dem Nachhauseweg trifft er per Zufall auf den andern Mann, der den kleinen Jungen, welchen er mit dem Auto mitgenommen hat, spät abends wieder bei der Schule absetzt. Walter nutzt die Chance, wirft den Mann auf den Boden und schlägt ihm die Fresse ein. Tags darauf kommt wieder der Polizist bei Walter vorbei und fragt ihn, ob er davon etwas wüsste. Die Beschreibung des kleinen Jungen passt auf Walter, der zusammengeschlagene Mann könne nicht reden, der Unterkiefer sei gebrochen. Walter sagt, er wisse von nichts. Auf die Frage nach seinem Kratzer am Hals sagt Walter nur, dass seine neue Geliebte sehr leidenschaftlich sei. Da fallen dem Polizisten die Kartons auf, was diese zu bedeuten haben? Walter zieht zu der Frau, die er kennen und lieben gelernt hat. Der Polizist sagt dann nur noch, dass der zusammengeschlagene Mann in einem andern Staat bereits gesucht würde, wegen Vergewaltigung von kleinen Jungen und verlässt dann die Wohnung von Walter. Klar wusste der Polizist, dass Walter den Mann zusammengeschlagen hatte, aber ihm war es egal, weil der Typ ein Kinderschänder war. Walter ist zwar auch ein Kinderschänder, aber im Film einer der bessern Sorte (wie sich das jetzt anhört), und das erkennt eben auch der Polizist. Natürlich macht ihn das nicht zu einem besseren Menschen. Wenn sich alle Pädophilen so gut in die Gesellschaft integrieren könnten, ohne rückfällig zu werden, bräuchte man sich fast keine Sorgen mehr um die Kleinen zu machen. Doch das ist leider in der Realität nicht der Fall. Für Interessierte kann ich den Film nur empfehlen! Grandiose Rolle, riskante Tabu-Thematik und gute darstellerische Leitungen. Kauf auf DVD kann nicht ausgeschlossen werden. 9/10.