Ich war die ganze Zeit am überlegen, ob ich mir Metal Gear Solid für den Cube kaufen soll. Ich muß dazu sagen, das Metal Gear Solid eines meiner Lieblingsspiele aller Zeiten war/ist und ich das PS1 Original damals ausgiebig gespielt hatte. Daher freute mich natürlich eine Umsetzung für den Cube ungemein. Einerseits konnte ich es nicht erwarten, das Spiel erneut zu spielen, andererseits hatte ich die Befürchtung, das dadurch für mich viel von der ursprünglichen Magie verloren gehen könnte. Man kennt das ja eventuell von Filmen. Einstige Lieblingsfilme, die man Jahre später einfach nur noch doof oder schlecht findet.
Also hatte ich beschlossen, es vor dem Kauf in der Videothek auszuleihen, um es erst einmal ordentlich Probe zu spielen.
Ich will hier nicht mit Punkten um mich werfen sondern ganz nüchtern schildern, wie ich das erneute Spielen eines Klassikers empfunden habe.
Am Wochenende war es soweit. Ich hatte das Spiel ausgeliehen und da meine Freundin anderweitig beschäftigt war, hatte ich viel Zeit zum Zocken. Mehr Zeit, als ich eigentlich benötigte. Dazu aber gleich mehr. Das Intro lief jedenfalls an und sowohl die ersten Bilder, als auch die Musik kamen mir gleich bekannt vor. Wow, wieviel Stunden hatte ich schon mit diesem Titel verbracht.
Ich bin (vor allem bei Spielen) kein Fan von großen Veränderungen. „Never change a running system“ lautet mein Lebensmotto. Warum sollte man versuchen, etwas zu verschlimmbessern, was eigentlich perfekt funktioniert hatte. Von daher hatte ich Anfangs auch kein Problem damit, das mir alles bekannt vorkam.. Ich hatte beschlossen auf „sehr leicht“ das Spiel probezuspielen, da auf der PS1 gerade die Endgegner sehr nervig waren, und ich an dem Wochenende ja ein bißchen vorwärts kommen wollte. Aber irgendwie wollte sich das Gefühl, das ich damals beim spielen hatte, nicht wieder einstellen. Allzuleicht bin ich durch die Level gehuscht. Zum einen kamen mir die Gegner nicht sonderlich schwer vor, zum anderen wußte ich noch ungefähr, wo was zu machen war. Mein ganzes Spiel lief irgendwie geradliniger als zu dem damaligen Zeitpunkt ab. Ich hatte es nicht mehr nötig mir die Level lange anzuschauen. Trotz der langen Zeit seit damals wußte ich noch genau was als nächstes kam und wo ich was tun mußte. Die Verhaltensweisen der Gegner waren zu leicht zu durchschauen, die Laufwege hatte ich größtenteils noch gut im Kopf. Dadurch machte sich leider auch negativ bemerkbar, wie klein die einzelnen Abschnitte sind.
Das Spiel hat trotzdem noch unheimlichen viel Spaß gemacht aber irgendwie ging dadurch ziemlich viel von der ursprünglichen Faszination verloren. Und auch die Cut-Scenes sind zwar von sehr guter Qualität, doch wirkten sie aufgrund ihrer Länge und der Bekanntheit auf mich meistens eher ermüdend und langweilig. Beim ersten Mal versinkt man noch in der Story und kann davon eigentlich nicht genug bekommen. Jetzt am Wochenende war ich aber eher genervt, so lange inaktiv bleiben zu müssen. Die ein oder andere Story-Cutscene war schlicht und ergreifend langweilig, weil ich den Inhalt schon zur Genüge kannte. Irgendwann wurde es mir dann zuviel und ich habe viele, vor allem der Funk-Dialoge einfach weggeklickt. Die Ingame-Grafik-Renderszenen sind aber nach wie vor ein Augenschmaus und AFAIR auch leicht verändert.
Als dann die Stelle kam, an der man Meryl zum ersten Mal per Funk kontaktieren muß, wäre fast Schluß mit dem testen gewesen. Meryls Funk-Code steht nämlich nur auf der Verpackung des Spiels und die wird bei einem Leihtitel aus der Videothek natürlich nicht mitgegeben. Also mußte ich mein PS1-Original rauskramen und war plötzlich erstaunt, wie gut das Spiel doch auf dem Cube aussieht. Obwohl alles so bekannt wirkte und ich die Grafik von der PS1 als sehr gut in Erinnerung hatte (IMO eine der besten Grafikleistungen auf der alten Playstation), sieht die Grafik auf dem Würfel DEUTLICH besser aus.Und gerade bei der Grafik dachte ich, das da auf dem Cube mehr drin gewesen wäre. Aber auch das ist ein Indiz dafür, wie weit die Zeit doch vorangeschritten ist.
Mit Absicht habe ich das Spiel nicht zuende durchgespielt, da ich nach wie vor nicht entschieden habe, ob ich mir das Spiel kaufen soll. Alle die Metal Gear Solid bisher nicht gespielt haben, können bedenkenlos zuschlagen. Ich gehe sogar soweit zu behaupten, das ihnen einer der größten Softwaretitel entgeht, falls sie dies nicht tun. Alle anderen, die (wie ich) das Spiel bereits von früher kennen, sollten sich aber klar machen, das das Spiel zuwenige Neuerungen bietet, die einen Kauf wirklich rechtfertigen.
Bessere Grafik… Ok! Aber nicht soviel besser das man denkt, man sieht ein neues (anderes) Spiel.
Neueres Gameplay… Teilweise kann man jetzt irgendwo herumhangeln aber trotzdem nicht der Rede wert.
Neue Cutscenes… Sehen toll aus aber die Story ist bekannt und langweillt dadurch eventuell.
So ist in Summe Metal Gear Solid The Twin Snakes sicher deutlich besser als die PS1-Version aber ich bin immernoch nicht überzeugt davon, das ich dieses Spiel unbedingt auf dem Cube haben muß. „Never change a running system“ ist zwar gut und schön, ich verspüre aber aber keine Lust für das selbe Spiel zweimal Geld auszugeben. Alle die Metal Gear Solid schon von der PS1 oder dem PC her kennen, sollten daher auf jeden Fall kurz probespielen um festzustellen, ob sich der Kauf für sie lohnt. Nur Neulinge können bedenkenlos zuschlagen.