Die Gesundheitsministerin und ihr Übergewicht

Guten Abend!

Manche von euch haben es vielleicht schon mitbekommen, aber eine belgische Gesundheitsministerin erregt mit ihrem beachtlichen Übergewicht derzeit einige Schlagzeilen und entfacht kontroverse Debatten. Die zentrale Frage ist daher stets die: Sollte eine Gesundheitsministerin nicht auch nach dem leben, was sie predigt? Ich persönlich stelle mir das reichlich schwierig vor, wenn sie zB einen Vortrag über gesunde Ernährung oder Ähnliches hält und dabei durch ihre Präsenz das genaue Gegenteil darstellt. Auch sonst ist Übergewicht nicht gerade das, was man als gesunde Lebensart bezeichnen kann.

An dieser Stellen sei noch einmal deutlich gesagt, dass ich natürlich gar nichts gegen Leute habe, die ein paar Kilo zu viel auf den Rippen haben. Ganz im Gegenteil. Ein sehr guter Kumpel von mir, mit dem ich mich über Jahre hinweg gefühlt täglich getroffen habe, hat Übergewicht.

Aber ich würde das gerne auch noch auf ein anderes Beispiel erweitern: Sportlehrer, die etwas fülliger sind, nimmt man ja als Schüler auch gerne mal nicht so ganz ernst. Doch muss das Gewicht nicht zwangsweise ein Indikator für sein Fachwissen und seine Didaktik sein.

Wie steht ihr zu dem Thema?

Little Macs Coach könnte auch ein bisschen Training gebrauchen. :wink:

Ich habe überhaupt nichts gegen gewichtige Menschen, jedoch wenn man im Gesundheitswesen ist, müsste man theoretisch ein Vorbild sein.

Ich wuerde sagen nicht zwangslaeufig. In einigen Faellen koennte es auch an einer Krankheit liegen.
Und ein schlanker Mensch lebt nicht zwangslaeufig gesund.
Man neigt aber gerne dazu dieses nur von aussen zu betrachten und entsprechend zu urteilen.
Natuerlich sollte man davon ausgehen koennen, dass Menschen in diesen Positionen auch entsprechende Vorbilder sind, aber ich glaube wir sollten uns da erstmal an die eigene Nase fassen und uns ueberlegen wie gesund wir denn selber leben. Schliesslich sind wir auch Vorbilder, entweder fuer die eigenen Kinder oder auch fuer die von anderen.
Wie koennen wir uns dann hinstellen und erwarten, dass andere Menschen diese Vorbildfunktion ausueben, wenn wir es selber vielleicht nicht sind?
Um einmal aus der Bibel zu zitieren „Wer unter uns frei von Suende ist, der werfe den ersten Stein auf sie.“ - passt irgendwie.

Natuerlich sollte man davon ausgehen koennen, dass Menschen in diesen Positionen auch entsprechende Vorbilder sind, aber ich glaube wir sollten uns da erstmal an die eigene Nase fassen und uns ueberlegen wie gesund wir denn selber leben.

Tu ich, mach ich^^ Bin von 95 KG auf 67 KG runter, innerhalb von 1 1/2 Jahren. Und ja: Jeder sollte seinen Fokus auf sich selber haben. Dennoch bleibt immer eine Vorbildfunktion, egal ob im privatem oder beruflichen Leben. Es sind halt Rollenerwartungen. Ich hatte auch eine Lehrerin im Fach Gesundheit, mit der wir die Ernährungspyramide gelernt haben und die olle war doppelt so breit wie hoch. Und klar waren da innerhalb der Klasse Hähme und Spott vorhanden. Wer über Gesundheit redet, der sollte es auch tunlichst vermeiden in der Öffentlichkeit zu rauchen. Hat auch was mit Glaubwürdigkeit zu tun. Ein Politiker der zum sparen auffordert aber selber für die dicke Gehaltserhöhung ist der…naja, der kann hierzulande Bundeskanzler werden und gilt als respektabel. Ist wohl auch wieder ne Sache der Auffassung. Oo

Wenn ich belgische gesundheitsministerin bei google Bildersuche eingebe kommt in der dritten Reihe dein Avatar Tiago! :smiley:

Also ernst nehmen könnte ich sie nicht wenn sie mir etwas von gesunder Ernährung erzählen wollte. Genausowenig kann ich aber auch eine Ursula von der Leyen ernst nehmen wenn sie als ausgebildete Ärztin etwas von Teilzeitsoldaten und Kitaausbau in Bundeswehrkasernen erzählt. Als wenn das die wichtigsten Probleme der Bundeswehr wären.

Die eigene Person muss schon irgendwie zum Amt passen. Eine ähnliche Frage stellte sich doch auch ob ein im Rollstuhl sitzender Wolgang Schäuble Bundespräsident werden könne. Aber zurück zur belgischen Gesundheitsministerin. Ihr Amt kann sie mit sicherheit Managen aber eine Vorbildfunktion und ernst genommen werden wenn sie über eine Gesunde lebensweise spricht kann sie sich abschminken. Ab einem gewissen Grad übergewicht ist es einfach nicht mehr Gesund..

So schnell kann’s gehen! :smiley:

Sprechen die dort auch von Diätenerhöhung? :wink:

Ok, laut Google hat die Dame eine Krankheit, aufgrund derer sie das Übergewicht mit sich rumträgt.

Die Tatsache, mit wie viel Halbwissen auf andere Personen gezeigt wird und aufgrund ihrer körperlichen Erscheinung ihre Fähigkeiten in Frage gestellt werden (sie ist übrigens Ärztin), deckt ein ganz anderes, viel gravierenderes Problem innerhalb unserer Gesellschaft auf. Allgemein geht mir die gesellschaftliche Fixiertheit auf körperliche „Mängel“ beziehungsweise den Körperkult allgemein hart auf die Nerven.

Kann dich da gut nachvollziehen, nur haben wir es hier eben mit jemandem zu tun, dessen Körper in unmittelbarem Zusammenhang zu dem steht, was sie repräsentiert/vertritt/plant.

Ich wollte damit auch keinesfalls die Qualifikation von ihr in Frage stellen, daher auch das Beispiel des Lehrers, aber so ganz einfach ist die Situation trotz allem trotzdem nicht.

Und bei sowas gibt es keinerlei Möglichkeiten etwas zu unternehmen? Ich will der Frau nichts unterstellen, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass man sowas nicht irgendwie auch behandeln kann.

Was repräsentiert sie denn? Oder was soll sie repräsentieren? Den gesunden Menschen? Verkörpert den die deutsche Verteidigungsministerin den Soldaten? In Österreich gab es einen Verteidigungsminister, der Zivildiener war.

Würde da jemand stehen, der heimlich trinkt, würde es keinen interessieren. Oder raucht. Oder wilde Koksparties schmeißt, von denen keiner etwas weiß. Die Frau hat leider das Pech, dass man ihre „Mängel“ ansieht und unsere leider etwas rückständige Gesellschaft stürzt sich darauf wie die Hyäne auf die halbtote Antilope. Das die Frau eventuell die kompetenteste Person für die Arbeit ist und, trotz ihrer Mängel, durch konsequente Arbeit mehr im belgischen Gesundheitswesen ausrichten kann, als jeder andere, der dafür aber mehr „Mainstream“ ist, weil man ihm halt nicht seine eigenen Laste direkt ansieht, spricht für sich. Zumal die Frau den Job trotz ihres Übergewichts bekommen hat, was sicherlich auch für und nicht gegen sie spricht. Unsere Gesellschaft ist oft komisch.

Mein Cousin hat Probleme mit der Schilddrüse. Er hat dagegen/dafür Tabletten. Seltsamer Weise wirken die mal, dann sieht er aus Schwarzenegger und dann gibt es wieder Phasen, in denen wirken sie nicht, dann sieht er aus wie der verrückte Professor. Bei Stoffwechselerkrankungen gibt es halt keine Zauberpille, die alles wieder gut macht, denn der Stoffwechsel ist ein „beweglicher“ Aspekt des Körpers und es spielt viel mehr als nur die Nahrungseinahme eine Rolle.

Ah ok.

Hey, versteh mich nicht falsch. Ich kann deine Position absolut nachvollziehen und sehe das auch ähnlich, nur kann ich eben nichtsdestotrotz ein paar Leute verstehen, die daran ein bisschen anecken.

Mein Fahrlehrer beispielsweise hat mir die Schulterblicke natürlich immer eingetrichtert. Stets mit der Begründung „es könnte ja jemand im toten Winkel sein. Ein Radfahrer zB“. Als er mich aber nach der bestandenen Prüfung nach Hause gefahren hat, hat er nicht einen einzigen Schulterblick, oder irgendeine sonstige Sicherheitsmaßnahme durchgeführt. Sowas nagt einfach an der Glaubwürdigkeit. Vorher hätte ich ihn weiterempfohlen. So habe ich natürlich immer im Hinterkopf, dass er selbst nichts davon einhält, was er predigt.

Wobei hier natürlich der gesundheitliche Aspekt ein anderer ist als beim Fahrerlehrer. Das man Schilddrüsenerkrankungen so schwer unter Kontrolle bekommt wusste ich zb nicht.

Hey, versteh mich nicht falsch. Ich kann deine Position absolut nachvollziehen und sehe das auch ähnlich, nur kann ich eben nichtsdestotrotz ein paar Leute verstehen, die daran ein bisschen anecken.

Sollte nicht so rüberkommen, als würde ich jetzt explizit dich meinen. Wir führen diese Diskussion in ähnlicher Weise auch in Österreich, weil wir ebenfalls eine übergewichtige Gesundheitsministerin haben. Dementsprechend habe ich den Dialog auch schon oft führen müssen, weshalb ich immer wieder bestätigt bekomme, wie bescheuert unsere Gesellschaft manchmal drauf ist. Da dreht sich mir schon mal der Magen um.