Wie würdest du denn das Geralt-Feeling der Spiele und das Geralt-Feeling im Buch beschreiben? Bzw. wo sind die Unterschiede für dich?
Das richtige Witcher3-Feeling kommt meiner Meinung nach vor allem in „Zeit des Sturms“ auf. Zumindest die zweite Hälfte spielt im Pontar-Gebiet, in dem (wie im Spiel) Nilfgard und Temerien sich um den Grenzverlauif streiten - was dann im Spiel letztendlich im Krieg endet.
Allerdings ist „Zeit des Sturms“ auch mit Abstand der schlechteste Hexer-Roman.
Das ist ein anderer Krieg. *klugscheiß
Der Krieg im Spiel ist nicht die erste Nilfgard-Invasion. Die gibts vorher schon in den Büchern. Emir kriegt einfach nicht genug davon, es zu versuchen. Was in Witcher 3 passiert, hat nichts mehr mit den Büchern zu tun. Das ist einfach das Ergebnis der Fanfiction-Fortführung von Witcher 1 und Witcher 2.
Na dann probier ich es vielleicht noch ein letztes mal. Diese mal werde ich es mal lesen anstatt es mir vorlesen zu lassen.
Ich hab auch erst Witcher 3 gespielt und anschließend mit den Büchern begonnen und war schon ziemlich geflasht wie gut CD Projekt den Stil eingefangen hat.
Lese gerade die Feuertaufe, wenn mich nicht alles täuscht und ich muss sagen, dass mir die Kurzgeschichten besser gefallen, als die große Geralt-Saga. Die sind etwas… komprimierter. Die Saga ist oftmals zu ausufernd in vergleichsweise unspektakulären Details (vor allem Politik), zumal es relativ schwer fällt, den Feinheiten zu folgen, wenn man keine Karte oder Ähnliches vor Augen hat.
Was mich aber auch sehr gewundert hat ist, dass es zum Teil eher eine Ciri- statt Geralt-Saga ist! Schon ziemlich erstaunlich, dass CD Projekt Yennefer und Ciri erst mit dem dritten Spiel ins Boot holen.
Sowohl die Bücher als auch die Spiele sind bei mir ein bisschen her. Außerdem: „Krieg bleibt immer gleich“
Aber stimmt. Am Ende von Witcher 2 gab es ja diesen Quasi-Cliffhanger, in dem angekündigt wurde, dass es nun zum Krieg kommt…
Jup, Ciri ist der Hauptcharakter in den Romanen - was nicht wenig Leser gestört hat, weil die aggressive und hormongesteuerte Pubertäre halt nicht der coole Geralt ist. Aber es gibt ja auch immer einige längere Abschnitte, die dann wieder die Perspektive wechseln.
Ich hab mir jetzt das Buch mal geholt und es angelesen. Und jetzt kann ich euch auch sagen was mich daran stört. Der Abrupte Zeitenwechsel. Eben heißt es noch die Stadt brannte. Dann hieß es Ciri klammert sich fest. Das stört einfach den erzählfluss.
Ich glaube, ich erinnere mich an die Stelle. Die Ortswechsel sind schon „häufig“, quasi Kapitelmäßig. Das was du ansprichst, ist glaube ich bloß ein kurzer Teil wo der Erzählstil so gestaltet ist, dass es sich hektisch und „Gedächtnislückenhaft“ anfühlen soll. Ist später dann eigentlich nicht mehr so.
Es gibt einfach Orts- und Perspektivenwechsel. Ist wirklich nicht so ungewöhnlich. Zudem bekommen Orts- und Zeitwechsel durch Ciris Fähigkeiten noch eine ganz andere Bedeutsamkeit später.
Naja, ich kann den Punkt schon ein bisschen verstehen. Sapkowski neigt ja gerne dazu den Leser miteinzubeziehen, ihm nicht alles vorzukauen und ihm manchmal sogar Informationen vorzuenthalten, sodass dieser sich selbst einen Reim auf diverse Ereignisse machen muss. Ich finde sogar, dass Sapkowski manchmal mehr sagt, indem er weniger sagt, bzw. sagen lässt. Irgendwo gab es mal den Dialog:
„Geralt, bist du lebensmüde? Das hätte dich umbringen können!“
„Ich weiß.“
„Und warum hast du es dann gemacht?“
„Ich weiß es nicht.“ - Dialog zu Ende.
Oder auch gut fand ich das mit der Katze. Dort lautete das Gespräch in etwa:
„Die Katze mag dich wirklich nicht. Liegt das etwa an…“
„Ja.“
WORAN LIEGT DAS DENN NUN?! Manche vermuten ja es läge an den Katzenaugen, aber ich bin mir manchmal nicht ganz sicher, ob Geralt in den Romanen immer diese gelben Katzenaugen, wie in den Spielen hat. Es wird öfter mal gesagt, dass er im Dunkeln immer noch relativ gut sehen kann und dass sich seine Augen bei wechselnden Lichtverhältnissen komisch verhalten, aber dass er 24/7 mit gelben Katzenaugen herumläuft, wird auf jeden Fall nicht deutlich, zumindest nicht bislang. Ich glaube das würde weit mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen, als seine weißen Haare, welche übrigens permanent genannt werden.
Aber darauf wollte ich ja gar nicht hinaus! Eigentlich wollte ich sagen, dass Sapkowski hier und da schon ein bisschen konfus ist und den Leser durchaus mit Absicht vor den Kopf stößt. Wusste auch hier und da nicht, wo ich bestimmte Situationen zeitlich und örtlich einordnen sollte, aber in der Regel gibt sich das im Laufe des Kapitels.
Du hast genau die Dinge zusammengefasst die mir bei diesen Büchern (Ich nehme jetzt mal an das er seinen Schreibstil im 2ten Band nicht plötzlich ändert) unglaublich auf die Nerven gehen. Dadurch ist es anstrengend und macht wenig Spaß weiterzulesen. Versteh mich jetzt nicht falsch. Ich mag durchaus auch mal anspruchsvolle Bücher. Aber das fühlt sich einfach zäh wie Kaugummi an.
Ich würde das aber nicht als zäh oder konfus bezeichnen. Man muss halt nur hier und da mitdenken. Dass es sich phasenweise zäh anfühlt hat glaube ich eher was damit zu tun, dass die eigentliche Geralt-Saga so lang ist. Sie plätschert hier und da ein bisschen vor sich hin. In den Kurzgeschichten ist sein Schreibstil schon ziemlich auf den Punkt.
Nehmen wir mal direkt den Anfang als Beispiel. Das mit Ciri ist ja okay. Aber dann kommt eine ziemlich langweilige Szene mit Rittersporn. Alle beteuern wie toll er gesungen hat und seitenweise passiert nichts anderes bis er dann einen auf den Schädel kriegt. Das hätte ich beinahe verpasst weil ich ein bisschen überblättert habe.^^
CD Project Red sind schon genial. Aus solchen staubtrockenen Büchern solche tolle Spiele zu machen.
Puh.
Die Bücher sind sicherlich nicht jedermanns Sache und sie haben sicherlich auch ihre Längen, aber „staubtrocken“ sind sie bei weitem nicht. Das sehe ich so und die vielen anderen, die den Büchern zum riesigen Erfolg verholfen haben, wohl ebenfalls.
Na gut Staubtrocken ist wohl das falsche Wort. Schwierig trifft es eher denke ich.
So sehe ich das auch. Wenn Sachen vorenthalten werden, ist es immer der Geschichte und der Darstellung der Charaktere dienlich. Vor allem Geralt ist gerne wortkarg und grummelig in den Romanen. Aber es hat alles Hand und Fuß und wird ab einem bestimmten Punkt klar.
Sapkowski nimmt sich in den Romanen sehr viel Zeit, die Welt zu bauen. Das liest sich deshalb anders als in den Kurzgeschichten, das ist richtig. Aber das Gesamtpaket als zäh zu beschreiben, ist schon hart. Zähe Bücher sind was anderes. Die Welt ist so reich an Fantastischem und Humoreinlagen, da komme ich auch mal durch die fünf Seiten eines Politikgespräches, da es danach wieder mit Geralt oder Ciri weitergeht. Also ja: Es gibt verglichen mit den Kurzgeschichten pro Romanbuch einige wenige Längen, aber der Leser erhält darüber hinaus so viel Gutes, dass die nicht zur sehr ins Gewicht schlagen.
Allein die Szenen mit Regis, der Ball der Magier oder die Angelegenheiten in Toussaint sind echte Höhepunkte, für die sich die Roman-Reihe schon lohnt. :bg: Musste da teilweise so lachen und grinsen. Sapkowski kann einfach unheimlich originelle Charaktere schreiben und ihnen interessante Eigenschaften verleihen. Dazu besitzt er eine besondere Sprache.
Aber muss auch nicht für jedermann was sein.
Ich werde trotz aller meiner Vorbehalte weiterlesen. Vielleicht wird es besser^^
Die Ballszene, bzw. Geralts Zusammenfassung davon ist urkomisch.
“Mir wurde Vergewaltigung angedroht. Auf einem Igel.“
Ich staune immer wieder, wie unterschiedlich mein Eindruck von manchen Charakteren nach den Romanen ist.
[spoiler]Triss wird in den Spielen meines Erachtens nach doch relativ positiv portraitiert - in den Romanen auch - allerdings trifft sie mit der Loge ein paar seltsamer Entscheidungen. Ich bin noch nicht ganz durch mit den Romanen, aber unter Phillipa wirkt sie ziemlich mundtot. Etwas merkwürdig, nachdem sie einem vorher ja durchaus sympathisch vorgestellt wurde.
Yennefer wirkt deutlich sympathischer. Nachdem sie Geralt in einer der Kurzgeschichten betrogen hatte, hatte ich zwar nach wie vor nur das blanke Kotzen für diese Frau übrig, aber mittlerweile kann ich es zumindest einigermaßen nachvollziehen, dass sie „gar nicht so übel“ ist, „wenn man sie etwas besser kennt“, wie Geralt so schön in den Spielen über sie gesagt hat.
Last but not least: Ciri. Oh Junge. In den Spielen kommt sie ja durchaus sympathisch rüber, aber in den Büchern ist sie so unfassbar unsympathisch, das gibts gar nicht. Raubend, mordend, permanent auf Streit und Trotz aus. Sicherlich alles nicht ohne Grund, aber man sieht sie doch sehr einseitig, in ihrem Verhalten.[/spoiler]