Hach ja, das Internet 
Dies ist jetzt das 3. Forum an diesem Tag, in dem über den Clip diskutiert wird.
Ich weiß, es ist lang, aber ich quote mal, was ich zu vermuteten Ursachen schrieb :bg:
Die Schule ist in meinen Augen als Erziehungsinstanz vollkommen ungeeignet, da heillos überfordert. Ich habe ein städtisches Gymnasium guten Rufes besucht, dennoch gab es einige Chaoten, denen man „nicht helfen konnte“.
Wie denn auch.
Ganz ehrlich, eine Schulstunde dauert 45 Minuten, zeitweise habe ich 10 Lehrer gleichzeitig gehabt, die meisten davon 1-2 Stunden pro Woche. In meiner Klasse saßen durchschnittlich 25 Leute. Wo soll da, parallel zum Unterricht, noch Erziehungsarbeit stattfinden? (Ich weiß, das schließt sich nicht aus Aber den Einfluss binomischer Formen auf das Sozialverhalten schätze ich schon irgendwo als gering ein) Es ist ja schon ausgeschlossen, dass alle Schüler zu Wort kommen, geschweige denn, das alle ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen entsprechend gefördert werden können.
Wer zuhause nicht gelernt hat, dass Dazwischenreden, Schuleschwänzen und ähnliches falsch sind, der wird das auch nicht einsehen, wenn diverse Lehrer ihm das vorbeten. Viele Eltern verlassen sich einfach darauf, dass die Schule ihre Kinder zu selbstständigen, vernünftigen Individuen erzieht. Das funktioniert aber nicht, wenn das Elternhaus nicht daran mitwirkt.
Natürlich gibt es auch miese Schulen und hochgradig engagierte Eltern, aber meiner Meinung nach wird das Schulsystem zu häufig viel schlechter dargestellt, als es ist. Jeder ist mal zur Schule gegangen und kann aus dem Stand 10 Dinge nennen, die ihm dort nicht gepasst haben.. Da liegt es nahe, die Schulen als universale Sündenböcke heranzuziehen.
Das Umfeld ist sehr wichtig. Als eine gute Freundin von mir vom Gymnasium auf die Realschule wechselte, wandelte sich innerhalb weniger Wochen ihr Erscheinungsbild von Brave-Tochter-wohlhabender-Eltern zu Ghetto-Tussi.
Ihr Verhalten hat zum Glück nicht ganz so darunter gelitten, aber es war unverkennbar, dass dieses neue Umfeld sie beeinflusste. Wären ihre Mitschüler ihre Freunde gewesen, wäre das vermutlich noch extremer gewesen..
Wenn nun ein Kind in eine „sozialschwache Gegend“ hineingeboren wird, in der die üblichen Werte gelten - Welche Chance hat es dann noch, sich von diesen ungeschriebenen Gesetzen zu befreien, ohne sich das Leben wahnsinnig schwer zu machen, weil es ein totaler Außenseiter wird? In meinen Augen praktisch keine.
Eltern haben einen großen Einfluss auf ihre Kinder, zumindest in der frühen Kindheit. Sie können sehr viel positives bewegen, leider auch ebenso negatives. Wenn ein Kind, so kitschig es klingen mag, Liebe und Zuwendung bekommt, kann viel aus ihm werden. Vermittelt man ihm ständig das Gefühl, überflüssig, nervig und blöd zu sein, ist sein Abstieg eigentlich vorprogrammiert. Ist eigentlich nur logisch.. Problematisch finde ich auch ein niedriges Bildungslevel der Eltern und vor allem deren Umgang damit.
Ich habe meine beiden Elternteile überholt und sie sind stolz darauf. Eine Kollegin meiner Mutter hat eine Tochter, die auf der Realschule nur 1en und 2en schrieb. Sie verbat ihr, aufs Gymnasium zu gehen, weil sie nicht wollte, dass ihre Tochter sich mal „für was besseres hält“. Mittlerweile hat diese Tochter einen miesen Hauptschulabschluss und keinen Bock, eine Lehre zu machen. Also bekam sie mit 16 ein Kind. So viel zum Stichwort „Förderung“
Die Gesellschaft.. Hm, schwierig. Ich finde es immer fraglich, was die Gesellschaft wirklich für den einzelnen leisten kann. Wenn es eine annähernde Vollversorgung mit Ausbildungsplätzen für Jugendliche geben würde, wäre das klasse. Aber auch dann wären da Jugendliche, die auf nichts Bock haben, lieber von der „Stütze“ leben und sich auf illegalem Wege was dazuverdienen. Jugendzentren, Sozialarbeiter, etc. sind sehr wichtig, setzen aber eben auch eine Bereitschaft der Kinder und Jugendlichen voraus, sich darauf einzulassen. Da sowas aber als uncool gilt.. darf man auch deren Einfluss als gering einschätzen.
Dummheit hat es immer gegeben und ist in diesem Fall nicht zu vernachlässigen